Maßnahmenbeschreibung : Gewerbliches Projekt
Beauftragung 2013 durch den damaligen Eigentümer der „Brückenmühle Gernsbach“ Masterplan: Umbau und Umnutzung „Brückenmühle Gernsbach“ in ein 3*** Hotel- und einem Event-Gastronomiebetrieb.
Ausgangssituation
Bei dem Gebäude der „Brückenmühle“ handelt es sich um ein Stadtbildprägendes Objekt. An der Murg und verkehrstechnisch an der Stadtbrücke gelegen, die die Altstadt und die Innenstadt-Mitte verbindet. Die Nutzung der „Brückenmühle“ als Getreidemühle im eigentlichen Sinn ist seit Jahrzehnten eingestellt. Die letzte Teilnutzung war ein Einkaufsmarkt im Erdgeschoss. In den vergangenen Jahren wurden zahlreiche Nutzungskonzepte vorgeschlagen, aber keines davon konnte konkretisiert und weiterverfolgt werden.
Heute noch in Betrieb ist allerdings ein kleines Wasserkraftwerk, das auch Gewinn abwirft und nach Möglichkeit auch weiter betrieben werden sollte.
Jetzt nach zwei Jahrzehnten ist es gelungen einen Investor zu finden, mit dem Bauherrenvorstellungen, die Auflagen der Stadt Gernsbach und dem Regierungspräsidium als obere Denkmalbehörde in Einklang gebracht werden konnten.
Geplant ist die Umnutzung in ein Hotel der Kategorie 3***, ein Gastronomiebetrieb als Privatbrauerei und Büroräume im „Silo-Turm“. So hoffen nun die Investoren und die Stadt Gernsbach, dass endlich die Brückenmühle mit neuer Nutzung an dieser prominenten Stelle Gernsbachs revitalisiert werden kann.
Städtebauliche Auflagen
Nach Gemeinderatsbeschluss vor gut zwei Jahrzehnten sollte bei neuer Nutzung das Erdgeschoss der Brückenmühle in Verlängerung der Stadtbrücke durch eine Arkadenlösung geöffnet werden. Beabsichtigt war, dass der fußläufige Verkehr von der Stadtbrücke oder der Altstadt kommend durch das Objekt geleitet wird. Aus diesem Grund wurde auch damals bereits die Stadtbrücke um ca. 4,00 m für Fußgänger verbreitert.
Die zweite Auflage betrifft den prägnanten Siloturm, der abgebrochen werden soll. Bautechnisch und statisch wird er gleich weder Nutzung einem Umbau mit neuem Nutzungsschwerpunkt nicht standhalten.
Als dritte städtebauliche Auflage sollte sich der Mittelbau deutlich vom denkmalgeschützten Bau abheben. Angestrebt ist hier eine deutliche Absenkung der Firsthöhe.
Denkmalschutzauflagen
Der Gebäudekomplex der einstigen Mühle besteht aus drei Teilen. Dem unter Denkmalschutz stehenden Teil im Weinbrennerstil, dem Zwischentrakt aus dem 20. Jahrhundert und dem alles überragenden Siloturm.
Der denkmalgeschützte Gebäudeteil sollte möglichst seine Identität in Fassade und in der Innenraumstruktur behalten. Der Kompromiss der Gebäudeöffnung mittels einer Arkade fällt dabei leicht, da durch die Ansiedlung eines Lebensmittelmarktes aus vergangenen Jahren die Fassade im Erdgeschoss ohnehin abgebrochen werden muss.
Gebäudezustand
Trotz des langen Leerstandes und die Lage am Fluss ist der Gebäudezustand gut. Schimmel, aufsteigende Feuchte oder gar Hausschwamm im Gebälk sind nicht zu erkennen.
Der neuen Nutzung entsprechend werden zahlreiche Fachplanerische Beurteilungen und Berechnungen notwendig.
Im Besonderen Statik, Brandschutz, Akustik, Gebäudeenergetik, Haus- und Elektrotechnik.
Eine große Herausforderung wird die Entkopplung der Wasserkraftanlage vom Gebäude darstellen.
Konzept Revitalisierung durch Umnutzung
Das mit der Stadt und dem Denkmalamt abgestimmte Nutzungskonzept beinhaltet im Erdgeschoss die Erschließung zum Hotel direkt von der Arkade aus, mittels Rampen wegen der Höhendifferenz im Bestand. Fußgänger können sich dann ebenerdig durch die Arkade von der Stadtbrücke aus über den Mühlgrabenweg weiter bis zur Hofstätte bewegen.
Der Gastronomiebetrieb dabei wird durch drei Zugänge vom Steg an den Murg aus erschlossen, wobei ein Zugang barrierefrei ausgebildet sein wird. Der Steg wird für die gastronomische Nutzung um ca. 2,00 m verbreitert, damit die Gastronomie mit dem Leben am Fluss verbunden werden kann.
Das Erdgeschoss wird, der gastronomischen Nutzung entsprechend, auch ein barrierefreies und rollstuhlgerechtes Besucher-WC erhalten. Die weiteren untergeordneten Versorgungsräume werden im Untergeschoss Platz finden – Hotel WC-Anlage, Personalräume, Technikräume, Kühlung und Bevorratung, Wäscheräume, Andienung und die WC- Anlage des Gastronomiebetriebes. Im Untergeschoss wird auch die Fluchttür des zweiten Treppenraumes ins Freie führen. Für den Hotelbetrieb wird als Dienstleitung auch ein Fahrradraum zur Verfügung stehen.
Die beiden Obergeschosse sind für den Hotelbetrieb vorgesehen. Hierbei kann die Stützen- und Trägerkonstruktion des Bestandes für das Nutzungskonzept verwendet werden. Die Raumgrößen entsprechen dabei der Standardgröße für Hotelzimmer der beabsichtigten Kategorie.
Das Raumnutzungskonzept umfasst neben den Gastzimmern, die notwendeigen Hotelinternen Versorgungsräume zwei Treppenanlagen, eine als Fluchttreppenhaus, die andere mit Aufzug.
Auf Balkone wurde bis auf die bestehenden im denkmalgeschützten Gebäudeteil verzichtet. Balkone sind in der Regel unwirtschaftlich, werden nicht genutzt und weitere Balkone wären bei der Fassadengestaltung „Brückenmühle“ städtebaulich nicht zielführend.
Auch das Dachgeschoss wird für den Hotelbetrieb genutzt. Zur ausreichenden Belichtung und wegen der erforderlichen Kopfhöhe wird die Errichtung von Gauben notwendig. Der Mittelbau wird als moderne Hotelfassade gestaltet und die Nutzung als Hotel ablesbar sein. Die angestrebte Absenkung der Firsthöhe konnte entgegen dem Wunsch der Stadt nicht in dem Maß abgesenkt werden, da sich ansonsten die erforderliche Mindestkopfhöhe nicht mehr ergeben hätte und die Räume als Gastzimmer nicht mehr nutzbar wären. Durch den geplanten Wechsel der Dacheindeckung wird so die Absetzung auch maßgeblich erreicht werden.
Der bestehende Siloturm wird abgebrochen und in gleicher Kubatur wieder aufgebaut. Beinhalten wird er im Untergeschoss die Andienung, im Erdgeschoss Teile der Gastronomie, in den beiden Obergeschossen Gastzimmer, im dritten Obergeschoss ein kleiner Spa- oder Wellnessbereich und die Erschließung zu den Verwaltungsebenen im 4. und im 5. Obergeschoss des Turmes.
Die Erschließung der Turmebenen erfolgt bis auf die Verwaltungsgeschosse von den entsprechenden Hotelebenen aus.
Ergebnis
Aus planerischer Sicht ist der Spagat gelungen, die Auflagen der Stadt, des Denkmalamtes und die Vorstellungen der Investoren hinsichtlich Nutzung und Städtebaulichen Aspekten zu verknüpfen. Für die neue Nutzung wird nur behutsam in den Bestand eingegriffen, lediglich im Untergeschoss und im ehemaligen Einkaufsmarkt werden Abbruchmaßnahmen notwendig sein. Des Weiteren müssen für die Realisierung der Arkadenlösung Geschossdecken und Auflager zuerst abgebrochen und dann neu errichtet werden.
Die Investoren, die Planer des Nutzungskonzeptes und die Stadt Gernsbach sind zuversichtlich, dass das Gebäude der Brückenmühle an seiner zentralen und repräsentativen Lage endlich wieder das Stadtbild hinsichtlich Nutzung und der neuen Fassadengestaltung bereichern wird.
Die Investoren haben auch signalisiert das bestehende Wasserkraftwerk nicht nur weiter betreiben zu wollen, sondern auch durch ein Neues, zu ersetzen. Ziel ist dabei eine Entkopplung hinsichtlich Akustik und Vibration, um die darüber liegende Nutzung als Hotel zu gewährleisten.
Erstellt: 03.November 2013_Dipl.-Des. (FH) Sylvia Mitschele-Mörmann, Freie Innenarchitektin bdia | AKBW, Gernsbach